Wirtschaft Projekt „Wingman“
Unbemannter Begleiter für den Eurofighter – das kann der neue Airbus-Kampfjet
| Lesedauer: 3 Minuten
Von Gerhard Hegmann
Freier Wirtschaftsredakteur
Airbus zeigt auf der Luftfahrtmesse ILA am Mittwoch ein erstes Konzept-Modell einer Begleitdrohne für den Eurofighter. Der sogenannte „Wingman“ fliegt ohne Pilot und vereint gleich mehrere Vorteile. Laut Airbus bekundet die Luftwaffe bereits großes Interesse.
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Europas Kampfjet Eurofighter soll Begleiter bekommen, die gleich groß sind, aber ohne Piloten fliegen und billiger in der Anschaffung sein sollen. Unter dem Projektnamen „Wingman“ zeigt die Airbus-Rüstungssparte auf der am Mittwoch in Berlin beginnenden Luftfahrtmesse ILA ein erstes, nicht flugfähiges Modell als Konzept. Der „Wingman“ ist für etwa zehn Tonnen Abfluggewicht ausgelegt. Im Unterschied zum Eurofighter soll das Modell mit einem Triebwerk über Tarnkappeneigenschaften verfügen und damit schwer vom Radar zu entdecken sein.
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Noch ist der „Wingman“ nur ein Konzept und wird von der deutschen Seite bei Airbus vorangetrieben. Nach Angaben des Chefs der Rüstungssparte, Michael Schoellhorn, wurde aus Eigenmitteln bereits ein zweistelliger Millionenbetrag investiert. Airbus könne auf seiner Erfahrung im Kampfjetbau und bei Drohnen aufbauen.
Die Luftwaffe habe großes Interesse an dem Modell, sagte Schoellhorn. Sie habe einen „klaren Bedarf an einem unbemannten Flugzeug geäußert, das mit ihren bemannten Kampfflugzeugen fliegt“.
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Neben der Eurofighter-Begleitung könnte der „Wingman“ später auch beim neuen Kampfjet im sogenannten deutsch-französisch-spanischen FCAS-Projekt eingesetzt werden, der 2040 einsatzbereit sein soll. Experten sprechen dabei von der 6. Technikgeneration. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs soll aber nicht so lange gewartet werden, erklärte der Airbus-Vorstand. Das Airbus-Modell könnte schon in den 2030er-Jahren einsatzbereit sein. „Der Krieg wird nicht warten, bis man 6. Generation kann“, sagte Schoellhorn.
Airbus möchte das „Wingman“-Konzept als deutsch-spanisches Vorhaben aufsetzen. Hierzu gibt es aber noch keine Entscheidung. Gezeigt wird auf der ILA-Ausstellung ein Modell mit zwölf Meter Spannweite und 15,5 Meter Länge. In seiner Begleiterrolle zu bemannten Kampfjets könnte das Modell Ziele aufklären, feindliche Elektronik stören oder Ziele am Boden oder in der Luft mit Lenkmunition und Raketen zerstören. Die Piloten in den bemannten Flugzeugen hätten immer die Kontrolle über die Missionen, heißt es.
Frankreich verfolgt deutschen Vorstoß mit Spannung
Die Idee von unbemannten Begleitflugzeugen, also Drohnen, im Zusammenspiel mit bemannten Kampfjets gibt es schon länger. In den USA wurden die Konzerne Anduril und General Atomics zuletzt für die Entwicklung ähnlicher Kampf- und Aufklärungsdrohnen ausgewählt (Projekt Collaborative Combat Aircraft – kurz: CCA), die erheblich billiger als bemannte Kampfjets sein sollen. Mit Blick auf einen möglichen China-Taiwan-Konflikt könnten die Modelle günstig in hohen Stückzahlen produziert werden.
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Mit Spannung wird auf die Reaktion Frankreichs auf den deutschen „Wingman“-Vorstoß gewartet. Frankreich hatte bereits vor Jahren die Tarnkappen-Kampfdrohne Neuron entwickelt, die ebenfalls in einem Verbund fliegen könnte. Für Airbus-Rüstungschef Schoellhorn ist Frankreichs Neuron-Modell offensichtlich eine Antwort darauf, dass Paris keine Modelle des US-Jets F-35 mit Tarnkappeneigenschaften kauft. Bei Airbus wird grundsätzlich nicht ausgeschlossen, dass es Konkurrenzangebote zum „Wingman“-Konzept geben könnte.
Auf der Luftfahrtmesse in Berlin wird in diesem Jahr die Präsentation von Militärtechnik eine Schlüsselrolle spielen. So zeigt der größte europäische Lenkwaffenkonzern MBDA beispielsweise ebenfalls Drohnen, die aber nicht so groß wie das „Wingman“-System sind. Airbus und MBDA arbeiten bereits zusammen an Begleitmodellen für das FCAS-Modell. MBDA zeigt erstmals das Waffensystem RCM² („Remote Carrier Multidomain Multirole Effector“), bei dem Drohnen nicht nur Flugzeuge begleiten, sondern auch von Artillerie vom Boden aus verschossen werden können.
Der große Unsicherheitsfaktor bei den diversen Militärprojekten ist die Finanzierung der Vorhaben. Das 100 Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr gilt als praktisch verplant und damit verbraucht. Airbus-Rüstungschef Schoellhorn geht aber dennoch davon aus, dass weitere Eurofighter von der Luftwaffe bestellt werden. Über die Stückzahlen wollte er nicht spekulieren.