Die Filmstarts-Kritik zu Evil Dead Rise (2024)

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

Erst vor wenigen Wochen ist die „Scream“-Reihe mit „Scream VI“ aus der Kleinstadt Woodsboro in den Big Apple umgezogen. Passend dazu lässt nun auch das „Evil Dead“-Franchise im fünften Anlauf die Hütte im Wald hinter sich, um die Dämonen des Necronomicons diesmal in Los Angeles auf die frisch verlassene Tätowiererin Ellie (Alyssa Sutherland), ihre drei Kinder sowie ihre ungewollt schwangere Schwester Beth (Lily Sullivan) zu hetzen. Aber anders als in „Scream VI“ spielt es in „Evil Dead Rise“ praktisch gar keine Rolle, dass der neue Teil in einer Millionenmetropole spielt.

Stattdessen ist der klaustrophobische Schauplatz, ein einzelnes Stockwerk eines kurz vor dem Abriss stehenden Appartementhauses, nach einem Erdbeben schnell ebenso von der Außenwelt abgeschnitten wie einst die abgelegene Hütte inSam Raimis Kult-Klassiker „The Evil Dead“ alias „Tanz der Teufel“. Der stand hierzulande ab 1984 mehr als 30 Jahre lang auf dem Index (bevor er dann - wie so viele Skandalfilme jener Ära - plötzlich ohne Schnitte sogar ab 16 Jahren freigegeben wurde).

Neue Maßstäbe nicht nur in Sachen Gewalt

„Evil Dead Rise“ hat nun zwar ungeschnitten eine FSK-18 eingefahren, aber dabei ein sogenanntes Feiertagsverbot kassiert. Er darf also an stillen Feiertagen wie etwa Karfreitag oder Heiligabend nicht öffentlich vorgeführt werden – und das aus gutem Grund: Hier spritzt nämlich nicht nur hektoliterweise Kunstblut (oft noch mit Stückchen drin), RegisseurLee Cronin pfeift in seinem strammen Skript auch auf die üblichen Regeln des Genres, nach denen gerade Mütter und Kinder die besten Chancen haben, einen Horrorfilm weitestgehend unbeschadet zu überstehen.

Aber das Wichtigste ist: Für einen derart fies-brutalen Terror-Schocker ist „Evil Dead Rise“ nicht nur absolut gnadenlos, sondern auch gnadenlos gut inszeniert! Vom Low-Budget-Kult „Evil Dead“ sind einige besonders revolutionäre Kamerafahrten nicht von ungefähr bis heute im kollektiven Gedächtnis geblieben – und Lee Cronin, der sich schon in seinem Debüt „The Hole In The Ground“ als fähiger Stimmungskünstler erwiesen hat, legt offensichtlich großen Wert darauf, dieser Tradition mit reihenweise nicht einfach nur ultrabrutalen, sondern auch visuell extrem kreativen Setpieces gerecht zu werden.

Natürlich darf in einem „Evil Dead“-Film die ikonische Motorsäge nicht fehlen…

Bevor Lee Cronin mit seinen eigenen Einfällen punktet, startet „Evil Dead Rise“ aber erst einmal mit einer liebenswert-augenzwinkernden Hommage: Die eröffnende Kamerafahrt erinnert zwar an das Dämonen-POV aus „Tanz der Teufel“, entpuppt sich dann allerdings als Aufnahme einer Drohne, mit der irgend so ein Arschloch-Typ eine Bekannte am See erschrecken will. Schon in der nächsten Szene hören wir dann auch die klassische Dämonen-Stimme – nur liest diese diesmal nicht aus dem Necronomicon, sondern aus Emily Brontes „Sturmhöhe“, was sich erstaunlicherweise als noch viel furchteinflößender erweist.

Zwar gibt es bis zum Schluss immer wieder Hommagen an ikonische Elemente der Reihe: So wird mit einer Szene, in der die Drahtseile eines Fahrstuhls die Gliedmaßen einer Frau so verdrehen und verbiegen, dass das grausame Ergebnis an eine erotische Shibari-Bondage-Performance erinnert, offensichtlich auf die Baum-Vergewaltigung aus „Tanz der Teufel“ angespielt. Dennoch dominieren schnell die eigenen inszenatorischen Einfälle wie das – gerade in Anbetracht des eigentlich engen Raumes – extreme Spiel mit Vordergründen (etwa bei Beths Fingern im Wasser oder Ellies dämonischem Gesicht).

Die Filmstarts-Kritik zu Evil Dead Rise (2)

Die Szene mit dem Tür-Spion zählt definitiv zu den visuell kreativsten im modernen Horror-Kino.

Nach der ersten Skalpierung und Enthauptung wird der Titel „Evil Dead Rise“ eingeblendet – und das auf eine Art und Weise, die in den meisten Vorstellungen direkt den ersten Szenenapplaus heraufbeschwören dürfte. Mit der Verlagerung der weiteren Handlung nach L.A. verzichtet Lee Cronin dann allerdings weitestgehend auf die für die Reihe typische Ironie – stattdessen wird in der Folge eigentlich nur noch gelacht, weil es „Evil Dead Rise“ mit der Gewalt so krass auf die Spitze treibt, dass man irgendwann kaum noch anders kann.

Herausragend ist etwa eine längere, sich auf dem Etagenflur abspielende Sequenz, die vollständig nur durch das Guckloch der Wohnungstür gezeigt wird. Hier wird dann auch noch einmal das kongeniale Zusammenspiel von Bild und Ton besonders deutlich – denn selbst wenn das Gezeigte schon hart genug ist, wird es fast noch fieser, wenn man durch den Türspion plötzlich nur noch den leeren Flur sieht, aber die grauenvollen Geräusche weiter auf einen einprasseln, weshalb es (Stichwort: Kopfkino) selbst für den immer schnell die Hände vors Gesicht haltenden Teil des Publiku*ms kaum ein Entkommen gibt.

Terror in einer Tour

Sowieso lässt Lee Cronin seinen Figuren und damit auch dem Publikum kaum noch Zeit zum Luftholen, sobald er das Tempo erst einmal angezogen hat – gerade hier zahlt sich der sehr begrenzte Schauplatz aus, der längere Ruhephasen schlicht gar nicht zulässt. Aus seiner Anspannung herausgerissen wird man von da eigentlich nur noch von einigen fragwürdigen CGI-Effekten…

… sowie vielleicht noch dem Finale, das nicht nur geradezu grotesk gewalttätig ist, sondern darüber auch noch mit einer nicht minder grotesken Kreaturen-Schöpfung aufwartet. Das dürfen Fans dann trotz der zwischenzeitlichen Ernsthaftigkeit des Terrors ruhig wieder auf die alte ironische „Evil Dead“-Art abfeiern…

Fazit: Gnadenlos auf den Punkt inszeniertes, visuell abgesehen von einigen schwachen CGI-Effekten oft brillantes Terror-Kino, das in den Gewaltszenen im besten Sinne wehtut und die Grenzen eines Mainstream-Horrorfilms noch stärker ausreizt als alle „Evil Dead“-Filme zuvor. Die Behauptung, das Kunstblut würde in „Evil Dead Rise“ in Strömen fließen, wäre wahrscheinlich die Untertreibung des Jahres…

Die Filmstarts-Kritik zu Evil Dead Rise (3)

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Die Filmstarts-Kritik zu Evil Dead Rise (4)

Die Filmstarts-Kritik zu Evil Dead Rise (2024)

FAQs

Does Evil Dead Rise connect to the other movies? ›

It's in the third movie, Army of Darkness, that the appearance of the Necronomicon provides a link that explains how both Evil Dead Rise and 2013's Evil Dead – neither of which are direct sequels to the first three movies – could share the same demonic universe.

Was Evil Dead Rise a success? ›

The success of Lee Cronin's Evil Dead Rise, which grossed $147 million against its $15-19 million budget, has now spawned not one, but two announced spin-off movies. Per Deadline, Francis Galluppi is set to direct and came to Sam Raimi and co. with an original idea that he developed himself.

Who survives in Evil Dead Rise? ›

Beth and Kassie's survival in Evil Dead Rise is a big deal, as it could completely change Evil Dead's future. Having two survivors sets the precedent for more survivors to make it out of future Deadite attacks alive, meaning that these Evil Dead characters could go on to appear in sequels.

Will Evil Dead Rise be in HBO Max? ›

Here's How to Watch From Anywhere. Max (the new HBO Max) hosts the supernatural horror. Meara covers streaming service news for CNET.

Are Evil Dead 2013 and 2023 connected? ›

Admittedly, it feels like a much more modern take, even more so than the 2013 Evil Dead reboot. However, as fresh as director Lee Cronin makes this iteration, key elements of Evil Dead Rise are connected to other entries in the franchise, ensuring all eras of Evil Dead have a powerful thread running through them all.

Do you need to see Evil Dead before Evil Dead Rise? ›

Even if Evil Dead Rise does retroactively connect the 2013 film with the previous films, none of those entries are required to understand Evil Dead Rise. The film is a stand-alone film and can be enjoyed if somebody has seen every entry or is coming in fresh.

What happened to Ellie in Evil Dead Rise? ›

The building's power fails and Ellie is possessed by an unseen force. She returns to the apartment in a trance, menacingly threatens her family, and dies after pleading with Beth to protect her children. Ellie's neighbours help lay her to rest in her bedroom and search for a way out.

Was The Evil Dead a flop? ›

That movie was “Evil Dead.” It ended up grossing millions, jumpstarting both his career and the careers of Bruce Campbell and his brothers. The sequel, “Evil Dead II,” would become a cult hit and a tremendous box office success.

What demon is in Evil Dead Rise? ›

The Marauder Is Evil Dead's Most Horrifying (& Chaotic) Demon Yet. Evil Dead Rise's Marauder is now the Sam Raimi franchise's most terrifying demonic creature yet, not just because of the grotesque body horror used to create it, but also because of the difficulty in destroying it.

Was Beth pregnant in Evil Dead Rise? ›

In the subplot in question, sister Beth (Lily Sullivan), a guitar technician who lives a wild life of rock n' roll, discovers she's pregnant. The notion that becoming pregnant would make you both insta-strong and insta-into motherhood is both superficial and damaging.

Who is the girl at the end of Evil Dead Rise? ›

How many Evil Dead movies are there? In the last scene of Evil Dead Rise, something lunges at Jessica (Anna-Maree Thomas) as she walks through the apartment building's parking lot. This suggests that there are still creatures lurking around and that there could be another movie in the horror franchise.

How did Beth survive the Evil Dead rise? ›

Despite Danny and Bridget's best efforts, it is only Ellie's daughter Kassie and her aunt Beth who manage to survive the Evil Dead Rise ending. In a visually spectacular callback to The Shining, Beth and Kassie escape their floor through an elevator flooded with blood.

Will Evil Dead Rise be a sequel? ›

Will Evil Dead Rise be connected to Ash vs Evil Dead? ›

The Build-Up to Evil Dead Rise

While it retained the original setting (an isolated cabin in the woods), there were new characters with not much tying into the previous films. With one sole survivor again, the fate of Ash and his journey didn't take center stage for the first time.

Will Evil Dead be on Netflix? ›

Evil Dead will depart Netflix US in April 2023.

Is Ash vs Evil Dead connected to the movies? ›

The series is set in the Evil Dead universe created by Raimi, with Bruce Campbell reprising his role as Ash Williams from the film series. Ray Santiago, Dana DeLorenzo, and Lucy Lawless also star. The series premiered on October 31, 2015.

How to watch Evil Dead in order? ›

If you want to experience the entire live-action history of Evil Dead in the way that they were released, here's how to go about it:
  1. The Evil Dead (1981)
  2. Evil Dead II (1987)
  3. Army of Darkness (1992)
  4. Evil Dead (2013)
  5. Ash vs Evil Dead (2015-2018)
  6. Evil Dead Rise (2023)
Apr 20, 2023

Does Evil Dead have sequel? ›

Is the Army of Darkness connected to the Evil Dead? ›

Army of Darkness is a 1992 American dark fantasy comedy film directed, co-written, and co-edited by Sam Raimi. The film is the third installment in the Evil Dead film series and the sequel to Evil Dead II (1987).

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Author: Terence Hammes MD

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